Der Ertrag eines Getreidefeldes ergibt sich aus der Anzahl der Ähren (Bestandesdichte), der Zahl der Körner pro Ähre und dem durchschnittlichen Gewicht der Körner.
Ertrag = Ähren/m² x Körner/Ähre x Korngewicht
Die Ausbildung dieser Ertragsfaktoren ist abhängig von den Wachstumsbedingungen in den Wachstumsphasen der Getreidepflanzen. Die Bestandesdichte wird im Herbst und im zeitigen Frühjahr festgelegt. Die Anzahl der Körner pro Ähre wird hingegen im Frühjahr und das Tausendkorngewicht im Frühsommer bestimmt. Entscheiden ist neben einer ausgewogenen Wasserversorgung und verträglichen Temperaturen auch die Sonneneinstrahlung, die die Energiegewinnung bei der Photosynthese bestimmt. Treten in einem Jahr im Frühjahr günstige Bedingungen auf, führt dies zu einer guten Ährenausbildung mit vielen Körnern.
Wie die Abbildung (links) zeigt, können diese Ertragsfaktoren von Jahr zu Jahr ganz unterschiedlich gewichtet sein. Im Mittel der Jahre 2008 bis 2019 (schwarze Linie) wird der Durchschnittsertrag bei Wintergerste von 8,7 t/ha in den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit 584 Ähren pro Quadratmetern, 31 Körnern pro Ähre und einem Tausendkorngewicht (TKG) von 48 g erreicht. Der Spitzenertrag des Jahres 2015 (grüne Linie) von 10,9 t/ha wurde mit einer hohen Bestandesdichte (Ähren/m²), einer überdurchschnittlichen Kornzahl je Ähre und einem mittleren Tausendkorngewicht (TKG) erreicht. Aber es gibt auch Jahre wie das Jahr 2009 (blaue Linie): Bei einer sehr geringen Bestandesdichte und einer geringen Kornzahl je Ähre wird aufgrund des überdurchschnittlichen Tausendkorngewichts ein überdurchschnittlicher Ertrag erzielt.
Ähnlich wie im oben dargestellten Jahr 2009 hatten wir bei der Wintergerste im Erntejahr 2020 sehr geringe Bestandesdichten und unterdurchschnittliche Kornzahlen je Ähre. Durch ein überdurchschnittliches Tausendkorngewicht konnte erfreulicherweise aber noch ein überdurchschnittlicher Ertrag erzielt werden. Dies ist beim Weizen leider nicht gelungen. Hier muss eher mit einem leicht unterdurchschnittlichen Ertrag gerechnet werden.
Der Ertrag auf einem Feld schwankt in Abhängigkeit von der Bodenqualität und der damit verbundenen Versorgung mit Wasser und Nährstoffen sehr stark. Bei unserem Gerstenschlag lagen die Ertragschwankungen z. B. zwischen 5,5 t/ha auf dem Teilbereich mit dem schlechtesten Boden und 11,5 t/ha auf den Teilflächen mit dem tiefgründigen, fruchtbaren Boden.
*Zitat: W. Allen in „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“