Von den Bienchen und den Blümchen

Kater Kurt klärt auf:

Mit der Aufklärung über Sexualität beginnt man bei Kinder heute schon in der Grundschule. Aber wie ist das eigentlich mit den Bienen und Blumen? Wir klären am Beispiel vom Raps auf. Das nachfolgende Bild zeigt eine Rapsblüte. Diese ist geprägt von den vier gelben Kronblättern. Wenn man genauer hinsieht, werden sechs Pollenträgern, die sogenannten Staubbeutel, sichtbar. Sie sind quasi das männliche Geschlechtsorgan des Rapses. In der Mitte befindet sich der Stempel, der quasi das weibliche Geschlechtsorgan ist.

Rapsblüte mit 4 gelben Kronblättern, 6 Staubbeutel und einen Stempel in der Mitte
Rapsglanzkäfer auf der Rapsblüte

Beim Raps kann sowohl eine Selbstbefruchtung innerhalb einer Blüte, als auch eine Fremdbefruchtung durch Insekten oder Wind vorkommen. Ein Spezialist zur Durchführung der Fremdbefruchtung ist die Biene: Auf der Suche nach Nektar fliegt sie emsig von Blüte zu Blüte. Um an den Nektar zu gelangen, muss die Biene weit in die Blüte hineinkriechen. Dabei streicht die Biene an den Staubbeuteln vorbei und Pollen verfangen sich in ihren Härchen. Wenn die Biene dann zu der nächsten Blüte fliegt, gelangt der Pollen häufig auf den Stempel der fremden Rapsblüte, wodurch die Fremdbefruchtung vollendet ist. Allerdings sind es nicht nur die Bienen, die in einem Rapsfeld aktiv sind. Ein weiteres Beispiel sind die Rapsglanzkäfer: Eigentlich sind sie Fraßfeinde der Rapspflanzen, weil sie junge Knospen anfressen und dadurch zerstören können. Sind aber erst einmal die Blüten aufgegangen, trägt auch der Rapsglanzkäfer zur Bestäubung bei. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Insekten wie Schwebfliegen, Florfliegen, Marienkäfer und viele andere die sich von den gelben Blüten des Rapses anlocken lassen und zur Fremdbestäubung beitragen (Hintergrund).

Rapssaatvermehrung: Vaterpflanzen (links) und Mutterpflanzen (rechts) werden parallel nebeneinander angebaut. Während die Vaterpflanzen bereits mit der Blüte begonnen haben, lassen die Mutterpflanzen noch auf sich warten.

Wir vermehren in unserem Betrieb Rapssaatgut für einen Saatguthersteller. Dabei werden der Vater- und der Mutterraps in parallelen Streifen ausgesät. Dies wird aus dem folgenden Bild deutlich. Es werden Sorten miteinander gekreuzt, die von Ihrer Genetik möglichst wenig miteinander verwandt sind.  Bei der Kreuzung zweier reinerbiger Eltern gehen Nachkommen hervor, die deutlich leistungsfähiger als die Eltern sind. Dieser sogenannte Heterosiseffekt  wurde bereits 1865 vom Botaniker Gregor Mendel beobachtet und hat also nichts mit genetisch veränderten Pflanzen zu tun, deren Anbau in Deutschland sowieso nicht erlaubt ist. Um eine Bestäubung mit den Pollen des Vaters sicher zu stellen und eine Selbstbestäubung zu verhindern, sind bei der Mutter die Staubbeutel weggezüchtet. Nach dem der Vater seine Bestäubungsaufgabe erledigt hat, wird er weggehäckselt. Geerntet werden nur die Mutterpflanzen. Aus deren Samen entsteht dann das Saatgut für die nächste Aussaat.

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