Pflug oder Pluglos?

Drehpflug mit Packer: Der Pflug wendet den Boden, der Packer sorgt für Rückverfestigung.
Kater Kurt erklärt:

Die Diskussion ob ein Pflug zur Bodenbearbeitung eingesetzt werden soll oder nicht, wird teilweise sehr emotional geführt. Das liegt daran, dass der Pflug das Symbol der Landwirtschaft ist: Erst durch die Erfindung des Pfluges in der Jungsteinzeit war der erfolgreiche Ackerbau möglich. Durch die Wendung des Bodens wird dieser gelockert und Unkraut- und Ungrassamen werden verschüttet, so dass die Kulturfrucht gute Startbedingungen hat. Der Nachteil des Pfluges ist, dass der Boden oft überlockert wird und dann mühsam wieder rückverfestigt werden muss. Außerdem verbraucht  das Pflügen sehr viel Diesel, erfordert die doppelte Arbeitszeit und Bodenerosionen können unter Umständen Vorschub geleistet werden.

Die Alternative: Konservierende Bodenbearbeitung
Die Alternative zum Pflügen ist der Einsatz eines Grubbers. Ein Grubber ist ein Bodenbearbeitungsgerät, das mit seinen Scharen den Boden durchreißt. Es wird häufig schon zur „flachen Stoppelbearbeitung“ (Arbeitstiefe 10-15 cm, 8 l Diesel/ha) eingesetzt. Dabei werden die Getreidestoppeln umgebrochen, damit sie im Boden zersetzt werden und Ausfallgetreide und Unkrautsamen keimen und beim nächsten Bodenbearbeitungsgang umgeworfen werden können. Mit dieser mechanischen Unkrautbekämpfung wird das Unkrautsamenpotential im Boden reduziert. Durch den tiefen Einsatz eines Grubbers (20-25 cm Bearbeitungstiefe, 15 l Diesel/ha) kann auf einen  Pflugeinsatz (25-30 cm Bearbeitungstiefe, mit Packer 25 l Diesel/ha) verzichtet werden. Der große Unterschied zum Pflug ist, dass der Boden nicht gewendet wird, sondern nur tief gelockert und gemischt wird. Das ist nach Ansicht der Pflugverzichter besser für das Bodenleben, weil dieses dadurch nicht durcheinander gerät. Außerdem verbleiben Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche, so dass Bodenerosionen vermindert werden (siehe Beitragsbild).

Pflug mit Packer im Einsatz: Links gegrubbert, rechts gepflügt

Zwei Nachteile des Pflugverzichts: Einige Problemunkräuter wie z.B. Trespen können sich etablieren und müssen bekämpft werden. Außerdem werden Pilzkrankheiten, die auf den Getreidestoppeln überdauern, nicht beseitigt. Von ihnen kann im Folgejahr eine neue Infektion ausgehen. Tendenziell ist der Pflanzenschutzmittelaufwand beim konsequenten Pflugverzicht eher etwas höher als beim Pflugeinsatz.

Der Einfluss des Pflügens auf den Humusgehalt des Bodens ist umstritten: Ältere Untersuchungen aus Nordamerika zeigten, dass der Pflugverzicht den Humusaufbau fördern würde. Neuere Untersuchungen des Thünen-Instituts deuten aber darauf hin, dass bei gelegentlichen Pflügen unter unseren klimatischen Bedingungen keine negativen Auswirkungen auf den Humusgehalt im Boden zu verzeichnen sind (Hintergründe).

Fazit
Es ist wie so oft: Reines Schwarz-Weiß gibt es nicht einmal auf meinem Fell! Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Wir pflügen deshalb nur einmal in der Fruchtfolge, also ungefähr alle vier Jahre. Auf tonhaltigen Böden und hängigen Flächen wird auch ganz auf den Pflug verzichtet.