Bedeutung der Ukraine für die Versorgung mit Weizen

Eine Leserin fragt: Welche Bedeutung hat die Ukraine für die Versorgung mit Weizen?

Kater Kurt erklärt:

Der Krieg in der Ukraine ist eine große Tragödie, die viel Leid über unschuldige Menschen bringt. Dies betrifft aber nicht nur die unmittelbar an den Kämpfen Beteiligten. Dieser sinnlose Krieg wird unsere Welt noch viel weitreichender beeinflussen.

In der nachfolgenden Abbildung ist die Entwicklung der weltweiten Weizenproduktion dem Weizenverbrauch gegenübergestellt. Derzeit werden rund 790 Millionen Tonnen Weizen weltweit verbraucht. Durch das kontinuierliche Wachstum der Weltbevölkerung und veränderten Ernährungsgewohnheiten ist der Verbrauch in den letzten 20 Jahren um rund 34 % angestiegen. Gleichzeitig konnte die weltweite Produktion aber auch im gleichen Maße gesteigert werden.

Weltweite Produktion und Verbrauch von Winterweizen in Mio. Tonnen

In der Ukraine wurden im Durchschnitt der letzten drei Erntejahre rund 27 Mio. Tonnen Weizen produziert (ADM Marktbericht 2021). Das entspricht rund 3,5 % des weltweiten Bedarfs. Anders sieht es aus wenn man den Anteil der Ukraine an den weltweiten Exporten betrachtet: In den letzten beiden Erntejahren hat die Ukraine durchschnittlich rund 19 Mio. Tonnen Weizen exportiert. Dies entspricht rund 10 % aller weltweiten Exporte!

Weil in der Ukraine derzeit kein Diesel für die Traktoren zur Verfügung steht, die Arbeiten auf den Feldern aufgrund der Kampfhandlungen lebensgefährlich sind und die Ackerflächen teilweise in Mitleidenschaft gezogen werden, ist davon auszugehen, dass die diesjährige Weizen-Ernte in der Ukraine deutlich niedriger ausfallen wird. Ein weiteres Problem ist, dass große Teile der vergangenen Ernte 2021 noch in den ukrainischen Getreidelagerhallen liegen und aufgrund der Kriegshandlungen nicht exportiert werden können: Der wichtigste Exporthafen in Odessa wird derzeit blockiert. Deshalb kann die derzeit ausgeglichene Bilanz zwischen weltweiter Produktion und Verbrauch schnell kippen. Weil „Weizen immer zum Geld läuft“ brauchen deutsche Verbraucher keine Engpässe befürchten. Leidtragende sind jedoch die armen Länder: Hier sind Hungersnöte wahrscheinlich. Die Weizenpreise für die nächste Ernte sind bereits stark gestiegen und so für viele unbezahlbar geworden.

Natürlich ist Weizen nicht das einzige Grundnahrungsmittel. Aber beim Mais, dem weltweit wichtigsten Grundnahrungsmittel, ist der Anteil der Ukraine sogar noch größer und beträgt 15 % der weltweiten Exporte (ADM).