2018 wurden in Deutschland rund 9 Prozent (UMWELTBUNDESAMT) der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet.
Bioprodukte machten in 2016 rund 5 Prozent (FOODWATCH) des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus.
Könnte der Anteil auch auf 100 % gesteigert werden?
Dazu ein Beispiel: In Deutschland werden derzeit rund 23 Millionen Tonnen Weizen produziert. Die Produktion deckt damit in etwa den Bedarf Deutschlands. Bei einer ökologischen Produktionsweise gehen die Weizenerträge um rund 40 – 50 % zurück, d. h. bei gleichbleibender Nachfrage, müsste die fehlende Menge an Weizen importiert werden. Kein Problem, ein Handelsweisheit sagt: „Die Ware fließt immer zum Geld“. Weil Deutschland sehr wohlhabend ist, wird hier immer auch Ware zur Verfügung stehen. Aber bei der derzeitigen Bevölkerungsentwicklung wird es an anderer Stelle fehlen.
Soziale Aspekte
Für die Herstellung von einem Hektar ökologisch erzeugten Zuckerrüben werden rund 150 Arbeitsstunden mit der Handhacke benötigt. Bei einer Anbaufläche von rund 30 ha Zuckerrüben wie in unserem Betrieb entspricht dies 4500 Arbeitsstunden, also fast 3 Arbeitskräfte pro Jahr. Die Arbeitskraft wird aber innerhalb eines engen Zeitraums von rund 4 Wochen benötigt. Deutsche Arbeitskräfte stehen für diese körperlich anstrengende Arbeit nicht zur Verfügung. Wer soll also diese Arbeit vollrichten? Und ist der Verbraucher bereit die daraus resultierenden Arbeitskosten sozial angemessen zu vergüten? Eventuell könnten in der Zukunft Roboter durch intelligente Lösungen die Handarbeit ersetzen. Praxisreife Lösungen gibt es aber derzeit noch nicht.
Ernährungsgewohnheiten müssen geändert werden
Eine gewissen Entlastung des Getreidebedarfs könnte erreicht werden, indem weitgehend auf Fleisch verzichtet würde. Ein Schwein benötigt rund 3 Kilogramm Futter für ein Kilogramm Gewichtszunahme. Die Futterverwertung von Rindern ist eher schlechter als bei Schweinen. Allerdings ist ein Vergleich nur schwer möglich, weil Rinder Wiederkäuer sind und so auch Grünland als Futtergrundlage nutzen können, welches zum Anbau von Getreide nicht geeignet ist. Ein Verzicht auf Rind- und Schweinefleisch, o.k. meinetwegen, aber lasst mir meine Mäuse!
Keine Konkurrenten sondern Ergänzung
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die klassische, konventionelle, landwirtschaftliche Produktion nicht in Konkurrenz zu der ökologischen Wirtschaftsweise steht, sonder beide Verfahren sich ergänzen.
Mehr zu dem Thema:
Spiegel, 14.11.2017: Kann Biolandbau die Menschheit ernähren?
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 31.10.2019: Flächendeckende Bio-Landwirtschaft wäre problematisch fürs Klima.
NATURE COMMUNICATIONS: The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods.